10-11-2015


Die Waldorfschule Tbilissi war drei Jahre alt. Am Anfang und am Schluss des Unterrichts der zarte Klang einer ganz kleinen Glocke. Nach dem Unterricht sahen wir wie die Kinder mit ihren winzigen Geigen und Cellos herumliefen, und aus den Klassenräumen klangen noch nicht ganz saubere, manchmal auch saubere Übungstöne und Tonleitern. Die Kinder unserer Waldorfschule beherrschten die Orchesterinstrumente. An einem schönen Tag erklangen aus dem Saal wunderbare Töne. Vorsichtig sah ich hinein und sah in einem kleinen Kreis um Mariam die Schüler mit Geigen, Cellos, Blockflöten. Sie versuchten, bekannte Lieder zu spielen. Die Töne waren nicht sauber, und es war seltsam: Mariams ruhiger, zufriedener Blick gab ihnen Mut und Hoffung. Dann sah ich oft im Hof, in den Klassenräumen oder im Korridor die Schüler mit Geigen, Cellos und Flöten. Sie versuchten, zusammen zu spielen. Die Proben waren einmal in der Woche und dazwischen - so viel Zeit. Bald war das erste Konzert. Sehr viele Zuhörer warteten mit Liebe und Interesse im Schulhof. Die Kinder nahmen ihre Plätze ein. Alle waren glücklich, aber ein bisschen aufgeregt. Begeistert warteten sie auf den Anfang. Einander ermunternd erwarben sie Mut. Und da... Der Lärm hatte sich gelegt. Viele Kinder blickten zu Mariam, sie hob die Hand, und das Konzert fing festlich an. Das war nicht nur ein Konzert. Das war eine Geburt. Die Waldorfschule Tbilissi nahm allmählich Gestalt an. Gemeinsames Spielen brachte den Kindern viel Freunde. Das Repertoire wuchs, die Zahl der Orchestermitglieder auch. Hätte man alle Cellisten aus den Musikschulen von Tbilissi zusammengesetzt, man hätte nicht so viele zusammengebracht, wie wir hatten. Wer Klavier spielte, begann ein zweites Instrument zu erlernen. Manche wollten Querflöte spielen. Nach dem Schulunterricht hörte man aus den Klassenräumen schöne Töne von Geigen, Cellos oder Querflöten.

Und eines Tages füllte sich der Schulhof mit deutschen und georgischen Schülern, die zusammen eine Symphonie spielen wollten. Die anfängliche Scheu wich während der Proben allmählich. Man staune was Konzentration vollbringen kann. Tonharmonie erfüllte den Raum. Die Seelen stimmten sich in wunderbarer Weise auf einander ein. Das war ein Fest nicht bloß der Musiker, sondern auch der Hörer. Die Musik birgt die meisten internationalen Impulse. Dies schafft viele Möglichkeiten für gemeinsames schöpferisches Schaffen, was wiederum der Anfang von Freundschaften ist, wie sie aus höheren Sphären geboren werden.

 



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